Kunst und Kino
Das Veranstaltungsformat “Kunst und Kino” verbindet Kino, Kunst und Geselligkeit. Im Zentrum steht jeweils ein Spiel- oder Dokumentarfilm, der in thematischem Zusammenhang zur Sammlung der Kunststiftung Dr. Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch steht. Zunächst erfolgt eine kurze Einführung zu den Regisseuren bzw. Regisseurinnen, der formalen Sprache, dem Entstehungskontext der Filme sowie mit der gezeigten Kunst. Zum Ausklang des Abends sind Sie eingeladen bei einem Glas Wein den Abend ausklingen zu lassen.

Wenn nichts anderes vermerkt ist, dann findet “Kunst und Kino” mittwochs von 19:00 bis 21:00 Uhr im Kunstpavillon “bei bönsch” (Detmeroder Markt 11, 38444 Wolfsburg) statt.
Eintritt wird nicht erhoben. Spenden sind erwünscht. Wir bitten um Anmeldung unter Telefon 05361-3851962 oder Email b.schroedl@kunststiftung-boensch.de.
Bitte beachten Sie, dass die Corona-Pandemie Änderungen oder Absagen erfordern kann. Es gelten die jeweils gültigen Corona-Regeln.

02.11.2022: „Befreite Hände”
Mi, 02.11.2022, 19-21 Uhr
Befreite Hände (Hans Schweikart, D 1939, 99 min.)

Die weibliche Hauptfigur Dürthen entwickelt sich im Laufe des Films von der Hirtin zur Bildhauerin. Eingeführt wird sie mit einer Szene, die an die Künstlermythen erinnert. Abweichend von der Tradition wird jedoch nicht das künstlerische Talent eines Hirtenjungen von einem vorkommenden Kunstkenner entdeckt. Stattdessen sehen wir die junge Hirtin in einer arkadischen Landschaft beim Schafehüten Tierfiguren schnitzen, während ihr Sohn in Gefahr gerät und von einem Reiter gerettet wird. Bald darauf verunglückt das Kind tödlich. Dürthen nimmt daraufhin das Angebot einer Kunstgewerblerin an, in Berlin zu arbeiten. Doch im Kunstgewerbe findet sie keine Erfüllung. Auch eine Liebschaft mit einem reichen Mann ist nicht das Richtige für sie. Erst als sie auf den Bildhauer Prof. Wolfram trifft, findet sie ihren Weg. Wie Pygmalion seine weibliche Skulptur formt, führt der Bildhauer Dürthen zur künstlerischen Reife. An seiner Seite entwickelt sie sich zur weiblichen Meisterin. Der Filme kam 1939 in die Kinos. Dies kann erklären, warum im nationalistischen Kino eine Frau in einer Männerdomäne Erfolg haben durfte.
02.03.2022: “Vier Gesellen”
Mi, 02.03.2022, 19-21 Uhr
Vier Gesellen (Carl Froelich, D 1938, 1:36 min.)
Der NS-Spielfilm “Vier Gesellen” handelt von vier jungen Frauen, die nach ihrer Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule keine Anstellungen finden und daher mit dem Werbebüro “4 Gesellen” eine eigene Firma gründen. Bald haben sie Erfolg. Ihr Firmenmotto lautet „Geschäftsinteresse geht vor Privatinteresse“. Doch dann kommt ihnen die Liebe dazwischen. Eine Gesellin heiratet heimlich, eine andere Gesellin wird schwanger und eine weitere Gesellin geht eine Partnerschaft mit ihrem ehemaligen Lehrer ein. Die vierte der Gesellinnen dagegen verliert ihr Herz nicht an einen Mann, sondern will sich auf ihre Leidenschaft, die Ölmalerei, konzentrieren. Der Film kam zu einer Zeit in die Kinos, als sich das nationalsozialistische Deutschland auf einen Krieg vorbereitete. Es war absehbar, dass Frauen bald in zuvor Männern vorbehaltenen Berufsfeldern tätig sein müssten. Die Kunst und das Kunstgewerbe boten sich an, um dem politisch Notwendigen den Anstrich eines Zugeständnisses an weibliche Emanzipationsforderungen zu verleihen. Frauen waren in diesen Bereichen in den 1920er Jahren erstmals deutlich erkennbar in Erscheinung getreten.
03.05.2022: “Menschen am Sonntag”
Di, 03.05.2022, 19-21 Uhr Verlegt vom 04.05 auf den 03.05!
Menschen am Sonntag (Robert Siodmak, D 1929/1930, 74 min.)
Der semidokumentarische Spielfilm “Menschen am Sonntag” zählt zu den wichtigsten Werken der ausgehenden Stummfilmzeit und lässt sich der Stilrichtung der “Neuen Sachlichkeit” zuordnen. Geschildert werden die Freizeitaktivitäten junger Menschen in der Metropole Berlin Ende der 1920er Jahre. Im Zentrum steht dabei ein gemeinsamer Sonntagsausflug an den Wannsee. Vier der fünf Hauptdarsteller bzw. -darstellerinnen des Films stehen das erste Mal vor der Kamera. Dies verleiht dem Film einen besonderen Reiz. Sehenswert sind aber auch die wunderbaren dokumentarischen Bilder Berlins vor den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg. Gezeigt werden zentrale Plätze und bedeutsame Bauten. Zudem gewinnt man vom Leben der Menschen in den sogenannten Goldenden Zwanzigern einen Eindruck.
06.07.2022: “Die Heilige und ihr Narr”
Mi, 06.07.02022, 19-21 Uhr
Die Heilige und ihr Narr (Gustav Ucicky, AT 1957, 1:31 min.)
Passend zur Sommerzeit soll uns der populäre Spielfilm “Die Heilige und ihr Narr” - zumindest in Gedanken - an die italienische Küste in ein hochmodernes Ferienhaus der 1950er Jahre reisen lassen. Bei dem wunderbar leichten Film handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Agnes Günther, der 1913 erschien und zu seiner Zeit eines der kommerziell erfolgreichsten deutschen Bücher war. Erzählt wird von der kränklichen Rosmarie, die als Halbwaise auf dem Schloss ihres Vaters aufwächst. Als Kind schwärmt sie für ihren Nachbarn, den Maler Graf Harro von Thorstein. Als junge Frau heiratet sie den Grafen. Ihre Ehe und ihre Mutterschaft lassen sie aufblühen. Ihre eifersüchtige Stiefmutter, früher die Geliebte ihres jetzigen Schwiegersohns, erträgt das junge Glück jedoch nicht. Sie provoziert einen Unfall, der sie und Rosmarie das Leben kostet. Der im Kunstmilieu spielende Film erlaubt es, die Kunst- und Designdiskurse der Nachkriegszeit zu befragen.